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Wenn man mit der Fähre anreist, so wie ich, kommt man in San Sebastian an. Die Insel La Gomera konnte ich mit einem alten Camper, den ich gemietet hatte, erkunden. Das war natürlich ein anderes Reisen als bisher. Die vielen Serpentinen stellten schon eine Herausforderung dar und mit dem Transporter ließ es sich auch nicht so schnell wenden, wenn man mal falsch abgebogen ist. Und so schmale Gassen in Kleinstädten und enge Serpentinen haben mir doch den einen oder anderen Schweißausbruch bereitet.
Um nicht unnötig viel Zeit mit Recherchen zu verbringen, habe ich einfach die Vermieter des Campers nach Ausflugszielen und Stellplätzen gefragt. Eigentlich darf man wohl fast überall stehen außer im Naturschutzgebiet und sowas wie Zeltplätze habe ich nicht gesehen. Aber man möchte ja schon einen schönen und sicheren Stellplatz haben. Da ich am ersten Tag relativ spät angekommen bin, ist die erste Tour ziemlich kurz gewesen. Aber ich habe unterwegs wohl fast jeden Aussichtspunkt mitgenommen, nicht nur, um auch mal ein bisschen was von der Landschaft zu sehen, was ja manchmal schwierig ist, wenn man selber fahren muss, sondern auch, um mal zu verschnaufen und die Autos hinter mir vorbei zu lassen. Und Aussichtspunkte gab es Einige, schließlich musste man, um von einem Ort in den anderen zu kommen, immer über den Berg und wieder runter in die nächste Schlucht. Von oben konnte man oft im Hintergrund den Teide von Teneriffa sehen, wenn die Wolken es zugelassen haben. Der erste Stopp war Playa de Santiago gleich im nächsten Tal, um es für den ersten Tag entspannt angehen zu lassen.

Morgens oder Vormittags einen Kaffee draußen in einem Café trinken, scheint auf den Kanaren sehr beliebt zu sein. Im Vergleich zu uns ist es sehr günstig und man kann auch sehr preiswert Frühstück essen. Beim Campen macht sich das ganz gut morgens auch für ein WC und WLAN zur Planung der nächsten Tagestour.
Diese führte mich ins Valle Gran Rey. Auf dem Weg blieb nicht nur genug Zeit für die Stopps an den Aussichtspunkten, sondern auch für eine längere Wanderung durch den Nationalpark Garajonay auf den höchsten Berg Alto de Garajonay. Der Nationalpark macht ungefähr die Hälfte der Insel aus und gehört zum Weltnaturerbe vor allem wegen seines Lorbeerwalds. Schon auf dem Weg dahin hat man teilweise das Gefühl, durch einen Nebeljungle zu fahren. Zu Fuß im Wald und selbst auf den Wegen außerhalb des Waldes verstärkt sich das noch. Beeindruckend war für mich auch der riesige Löwenzahn, der überall wuchs.

In Valle de Gran Rey gibt es mehrere Strände. Der schönste ist der Playa de Inglés, etwas abgelegen und sehr natürlich wie auch die Menschen dort. Zum Baden war das Meer leider zu wild, auch am nächsten Morgen. Aber zum stundenlang Wellengucken und die Macht der Wellen bewundern war es super und auch zum Übernachten im Camper und Frühstücken am nächsten Morgen. Am Badestrand von Valle Gran Rey noch ein kurzer Stopp. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als an der Strandpromenade ein E-Auto aus Wismar stand. Und dann ging es weiter mit der Inselrunde zum Vallehermoso.

Mein persönliches Highlight im Vallehermoso (übersetzt schönes Tal) war neben der tollen Aussicht und dem Roque Cano, den man immer schon von weitem herausragen sieht, das Castillo del Mar, wo früher mal Bananen verladen wurden und was jetzt auch durch den Einbruch der Straße ein lost place ist. Der Strand davor ist zum Baden nicht geeignet, daher wurde direkt davor ein Meerwasserpool gebaut, der allerdings im Winter geschlossen ist.

Von hier aus geht es weiter in den kleinen Ort Agulo noch ein bisschen durch die Gässchen bummeln und in verlassenen Gärten Obst erkunden und dann nach Hermigua zum Übernachten. In Agulo wird an der Schule Rosa Luxemburg zitiert und es wachsen überall Avocados. Den Transporter habe ich bei den schmalen Gassen lieber weiter oben stehen gelassen.

Hermosa war dann der letzte Stopp. Da es schon relativ spät war, hab ich mich gleich auf die Suche nach meinem Schlafplatz direkt am Meer gemacht. Eine alte Schwimmhalle hatte ich da nicht vermutet. Aber da man auch an diesem Strand wegen der Steine und der starken Wellen und wahrscheinlich auch Strömung nicht baden kann, ist das vielleicht gar nicht so verkehrt. Als ich dann nachts da ganz allein mit dem Camper stand, war mir schon etwas mulmig, aber mir wurde versichert, dass das schon ok sei. Die Wellen dort, die die Steine hin und her schoben, waren allerdings extrem laut. So romantisch es auch ist, zum Schlafen muss man sich erstmal dran gewöhnen.

Am nächsten Tag musste ich leider schon zurück nach San Sebastian und den Transporter wieder abgeben. Hier pflanzt man übrigens die Weihnachtssterne als Dekoration an der Straße an und selbst auf dem Weg gab es an einer Kreuzung Weihnachtsdekoration und an der Strandpromenade findet man auch die hier typischen Sportgeräte, die durchaus auch genutzt werden.
Bevor die Fähre nach Teneriffa und dann weiter nach El Hiero ging, hatte ich noch ein bisschen Zeit für einen Stadtbummel und einmal baden gehen (ich dachte schon, das klappt gar nicht mehr). Zum Glück sind die ganzen Traumschiff-Passagiere erst danach in das Städtchen eingefallen. Manchmal kommen wohl Schiffe an, auf denen mehr Leute sind als auf der ganzen Insel überhaupt leben. Ob das so eine gute Idee ist? Ich war in dem Moment zumindest froh, dass ich gerade abgereist bin, auch wenn es sehr schön war und ich bestimmt nochmal wiederkomme. Vielleicht sogar mal mit eigenem Camper wie einige Wenige.

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