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Von Delhi aus sollte meine Reise durch den Norden Indiens bis nach Kalkutta (Kolkatta) starten. Aber Delhi hat mich viel Nerven gekostet und an meine Grenzen gebracht. Damit es bei den ganzen hübschen Fotos nicht immer den Anschein macht, als wäre alles nur toll, will ich auch mal ein paar nicht so tolle Dinge berichten.
Der Flug von Goa war ohne besondere Vorkommnisse. Der Zugang zur Metro war zwar ziemlich weit, aber auch noch einfach zu finden und sogar der Ticketkauf war unkompliziert. Nur die Gepäckkontrolle zur Metro hat mich etwas nervös gemacht. Wenn man wie am Flughafen bei der Sicherheitskontrolle sämtliche Sachen auf das Band legen muss bei großem Andrang, fühlt sich das nicht so sicher an. Aber es ging alles gut. Im Zentrum angekommen, hab ich mich von den Menschenmassen aus dem Bahnhofsgebäude raustreiben lassen und bin auf der falschen Seite gelandet. Was eigentlich nur 15 Minuten zu Fuß zum Hotel sein sollten, gestaltete sich als unmöglich, da ich den Weg durch die Menschenmassen im Bahnhof mit meinem Gepäck nicht finden konnte. Fragen ist schwierig, weil man zwar sofort Hilfe angeboten bekommt, aber nie weiß, was es am Ende kostet und ob man eine richtige Auskunft bekommt. Also hab ich mich zum Wucherpreis zum Hotel fahren lassen, um dort festzustellen, dass das Hotel so gar nichts mit den Fotos auf der Buchungsseite zu tun hatte. Auch die Bewertungen müssen gekauft gewesen sein. Ich bin durchaus bereit, ein paar Abstriche im Hinblick auf Ausstattung und Hygiene hinzunehmen. Aber ein Zimmer ohne Fenster, ohne Klobrille und ohne Heizungsmöglichkeit (nachts waren es 10 Grad) und mit schmuddeligen Decken war dann doch zuviel bzw. zu wenig für mich. Und das ganze Hotel war praktisch eine Baustelle. Mir wurde ein besseres Zimmer zugesichert, aber erst ein paar Stunden später. Also habe ich mich erstmal auf den Weg gemacht, die Stadt zu erkunden. Das stellte sich als schwieriger raus als erwartet. Wie mir empfohlen wurde, habe ich mir eine Unterkunft ziemlich im Zentrum gesucht. Das war dann sehr nah am Basar und direkt in den Souks, wo maps leider nur bedingt funktionierte, was mich in einige etwas unheimliche Gassen und Sackgassen geführt hat.

Und nach einiger Zeit war ich auch mega genervt von dem ständigen Bedrängen, etwas zu kaufen oder Tuktuk oder Rikscha zu fahren und der Suche nach Personen, die vertrauenswürdig aussehen. Da hab ich mich dann schon über die Leute gefreut, die einfach nur ein Foto mit mir machen wollten, weil die wenigstens nett waren.
Auch mein Versuch, meine Wäsche günstig waschen zu lassen, war nicht so richtig erfolgreich mit über 5€ für vielleicht 3kg aber noch weiter zu suchen war auch keine Option. Zum Glück habe ich dann doch noch den Rückweg zum Hotel gefunden. Dort musste ich dann weitere Zeit bis nach 19 Uhr warten (ich bin ca. 13 Uhr angekommen), um dann ein Zimmer zu erhalten, was zwar geringfügig besser war, aber bei weitem nicht zum Wohlfühlen. Immerhin hatte es ein Fenster, wenn auch nur zum Flur mit Blick auf Baumaterial. Aber es war schon zu spät, um noch ein neues Hotel zu suchen und ich wollte auch nicht nochmal im Dunkeln raus.
Man nächsten Morgen habe ich mir ein überteuertes Frühstück auf einer Dachterrasse gegönnt. (Es waren wohl schon einige andere Deutsche dort.) Von dort hatte ich einen schönen Blick auf die Bazarstrasse und habe ich das ganze Markttreiben morgens beobachten können und ein Schild gesehen, was einen kostenlosen Stadtplan anpries.

Es gab dort natürlich keinen Stadtplan, aber dann natürlich gleich wieder “Hilfsangebote”. Ich solle zur offiziellen Touristeninformation gehen. Die würden mir auch gleich einen Railpass verkaufen, den ich brauche, wenn ich bisschen rumreisen und auch außerhalb von Delhi etwas erkunden möchte. Jemand hat mir den Weg beschrieben und ich bin losgestiefelt, natürlich nicht ohne diverse Transportangebote. Als ich dann doch unsicher war, ob ich auf dem richtigen Weg bin, hab ich dann doch einen Tuktuk-Fahrer gefragt, wie ich zur Touristeninformation komme. Sowas darf man wahrscheinlich nie machen. Aber der Fahrer war ganz nett und hat mir zum super Spezial Preis von 10 Rupees angeboten, mich hinzubringen, weil ich so nett bin. Das hörte sich schon nicht so ganz richtig an, aber ich wusste nicht weiter sonst. Wir sind dann los und ich meinte, dass es doch gar nicht so weit sein könnte, mir wurde aber immer wieder gesagt, dass das schon richtig sei. Gelandet bin ich dann bei sowas wie einem Reisebüro, habe aber tatsächlich auch nur 10 Rupees bezahlt. Der Rest wurde sicher durch Provision beglichen. Aber wo ich schonmal da war, wollte ich mich dann doch noch nach dem Railticket erkundigen, da meine Zugbuchungen sich als sehr schwierig herausgestellt haben und ich fast überall auf der Warteliste war. Natürlich war der Mitarbeiter dort sehr nett und hat sich ausführlich meine Probleme angehört. Wegen der ganzen Pilgerer und der anstehenden Wahlen sei es gerade alles schwierig mit Zugtickets und Übernachtungen, aber er kann natürlich alles für mich organisieren inklusive Hotelwechsel und Sightseeing in Delhi. In meinem Frust und meiner Verzweiflung hörte sich das ganz toll an und so habe ich mich – gegen ein nicht zu kleines Entgelt natürlich – vom selbstorganisierten Reisen verabschiedet und mir meine weitere Reise inklusive Privat-Fahrer für die ersten Tage organisieren lassen. Mittlerweile habe ich gelesen, dass selbst auf der Seite des Auswärtigen Amtes genau vor dieser Masche in Delhi gewarnt wird. Ich habe also mit Sicherheit viel zu viel Geld bezahlt, aber damit war ich dann wesentlich entspannter und konnte noch ein bisschen Sightseeing in Delhi genießen und bin aber trotzdem einen Tag früher als geplant von dort wieder abgereist, schön bequem im Auto von Hotel zu Hotel. Später habe ich dann noch einen Franzosen getroffen, der beim gleichen Reisebüro gelandet ist.
Hier nun aber doch noch ein paar Eindrücke von Delhis Sehenswürdigkeiten. So schlecht war es dann doch nicht, auch wenn ich froh war, Delhi wieder zu verlassen.

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