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Von Ko Chang aus bin ich mit der Fähre wieder aufs Festland gefahren und vor dort gab es ein Busunternehmen, das Fahrten nach Siem Reap in Cambodia angeboten hat. Die Busfahrt dauerte mit neun Stunden zwar ziemlich lange, aber der Grenzübertritt verlief erstaunlich reibungslos so wie die Fahrt insgesamt. Während der Fahrt konnte man entspannt aus dem Fenster gucken, die Landschaft genießen und die Häuschen anschauen. Hinter der Grenze gab es dann wieder Rechtsverkehr. Siem Reap ist vor allem für die mehr als tausend Tempel in einer Stadt bekannt und für den Wechsel zwischen Hinduismus und Buddhismus, was sich auch an den Tempeln zeigt. Einige Tempel sind (fast) komplett von Urwald überwuchert, aber ein Teil wurde mit internationaler Hilfe wieder zugänglich gemacht. Die Häuser der alten Stadt rings um die Tempel sind allerdings nicht erhalten geblieben. Insbesondere Angkor Wat ist einer der beliebtesten Tempel. Die ortsansässigen Reiseunternehmen bieten gern Sonnenaufgangstouren an. Da steht man dann mit ganz vielen anderen Touristen morgens um fünf und hofft, ein schönes Bild vom Tempel zu erhaschen. Ich dachte erst, morgens wäre es vielleicht noch leerer, aber das war ein Trugschluss. Aber auf jeden Fall war es so früh morgens noch nicht ganz so heiß. Die vielen Treppen bei 34-36 Grad zu steigen, ist nämlich ganz schön anstrengend. Die Mitte des Tempels liegt übrigens bei genau 0 Grad.

Auf dem Gelände gab es noch eine Vielzahl weiterer Tempel, von denen wir aber nur einige wenige besichtigt haben. Am beeindruckendsten fand ich den Bayon Tempel mit den lachenden Gesichtern von Brahma auf jedem Turm, Ta Phrom, wo man noch erkennen kann, wie der Urwald die Tempel eingenommen hat oder den Baphuon Tempel, von dem man eine schöne Sicht über das Gelände hat.

Nicht weit entfernt von Siem Reap liegt der Tonle Sap, ein riesiger See. Hier gibt es Fischerdörfer mit Häusern auf Stelzen und schwimmende Häuser auf Pontons. Auch die “Ställe” für die Tiere schwimmen teilweise auf einfachen Vorrichtungen aus leeren Plastikflaschen. Wo in der Trockenzeit noch Wege und Straßen sind, kommt man in der Regenzeit nur noch mit dem Boot weiter. Ich habe einen Ausflug gemacht, um mir alles anzuschauen. Wir konnten sogar ein Haus von innen besichtigen und das Ende einer Hochzeitsparty erleben, bevor wir auf den See zum schwimmenden Restaurant rausgefahren sind. Wahrscheinlich ist es in der Trockenzeit sogar spannender, alles anzuschauen als in der Regenzeit nur mit dem Boot vorbei zu fahren. Die Kinder im Dorf haben sich gefreut und Englisch geübt. In der Trockenzeit sieht die Gegend teilweise aus wie ein großer Bootsfriedhof. Haupteinnahmequelle ist der Fisch, aber auch Krokodil-Skelette und Handtaschen aus Krokodilleder werden an die Touristen verkauft.

In Siem Reap selber gibt es auch einiges zu besichtigen und ein buntes Unterhaltungs-programm, diverse Märkte, eine Kneipenstraße (Pub Street) und Clubs zum Tanzen.

Ich hab etwas außerhalb des Touristenviertels gewohnt und wurde von den Hühnern der Nachbarn oder deren Verkaufswagen morgens geweckt. Dafür hatte ich wesentlich günstigeres Street Food vor der Tür und einen Mangobaum direkt vor der Terrasse.

Sehr spannend fand ich auch einen Ausflug zu einer Lotus-Seidenspinnerei. Hier wird aus den Stengeln der Lotusblüten „Seide“ hergestellt. Nebenbei wird noch Papier aus den Resten geschöpft und Lotus-Tee sowie veganes Leder aus verschiedenen Resten von Früchten vermarktet. Die Lotusblüten selber werden für religiöse Opfergaben überall vor Tempeln o.ä. verkauft, so dass die Stengel ein Abfallprodukt darstellen. Es wird alles in Handarbeit von benachteiligten Frauen gemacht. Ursprünglich wurde das wohl als soziales Projekt von der EU gefördert und trägt sich jetzt selber. Allerdings sind die Preise enorm und ich kann mir nicht vorstellen, wer das kauft. Als Vergleich gab es noch einen Besuch bei einer „normalen“ Seidenfarm, die vor allem für ihre „goldene“ Seide bekannt ist. Hier war besonders spannend, wie die verschiedenen Muster hergestellt werden. Auf dem Ausflug habe ich ein nettes Pärchen aus Frankreich kennengelernt, mit dem ich dann einen tollen letzten Abend in Siem Reap mit einem chinesischen Hot Pot verbracht habe.

Von Siem Reap aus ging es an die Küste. Bei Temperaturen um die 35 Grad war mir nicht nach Jungle-Wanderung oder der Besichtigung der berühmten Kampot-Pfeffer-Plantage oder gar der Großstadt Phnom Pen zumute. Also fuhr ich direkt mit einem exklusiven Nachtbus nach Sihanoukville und weiter per Fähre auf die Insel Koh Rong. Dort waren angenehme um 30 Grad. Mit dem Meer vor der Haustür und Möglichkeiten zum Schnorcheln, Angeln und Baden war es gut auszuhalten. Am Coconut-Beach war es zudem sehr ruhig und man konnte am Strand entlang spazieren, direkt dort Schnorcheln oder auch ein kleines Fischerdorf in der Nähe besichtigen. Ich habe zudem die Möglichkeit für einen Bootsausflug mit Schnorcheln, Baden, Angeln und Grillen auf dem Boot genutzt. Meinen eigenhändig gefangenen Fisch durfte ich dann auch gegrillt selber essen.
Die Party-Strände waren nur mit Moped oder Tuctuc zu erreichen. Ein Stück weiter gab es viele Bungalows und Zelt-Unterkünfte, wo sich überwiegend sehr junge Leute aufhielten, aber auch hier war es eher entspannt und ruhig. Ich hatte immer tierische Gesellschaft durch liebe Hunde am Strand oder einen Krach machenden Gecko am Bungalow. Es gab in der kurzen Zeit mehrere Gewitter, die eine beeindruckende Stimmung erzeugten. Am letzten Tag wurde es dann plötzlich ziemlich windig, was mir wegen der geplanten Bootsfahrt zur Nachbarinsel etwas Sorgen bereitete, aber es war alles in Ordnung.

Damit es nicht langweilig wird, ging es für mich dann eine Insel weiter nach Koh Rong Sanloem. Während am Coconut-Beach auf Koh Rong auf meiner Ecke eher Pärchen Urlaub machten und die Unterkunftsarten sehr gemischt waren, fand ich am M‘Pai Bai fast ausschließlich sehr junge Backpacker und nur Hostels bzw. sehr einfache Bungalows. Es gab einen tollen breiten ruhigen Strand und im Ort überall kleine Cafés und einen kleinen Supermarkt. Am Weg zum Strand wurden noch Sitzgelegenheiten für ein kleines „Straßen“restaurant aus altem Holz zusammengebaut. Einige Hostels und Cafés wurden von Leuten aus Europa gekauft und betrieben. Anscheinend sind hier Objekte ziemlich günstig zu haben. Es gab aber auch viele zerfallene Bungalows und viele Häuser standen zum Verkauf oder waren zu mieten. Corona muss den Ort ziemlich schwer getroffen haben. Ein Grund könnte aber auch sein, dass es mehrmals am Tag Stromausfall und im Winter gelegentlich Überschwemmungen gab. Außerdem ist die Möglichkeit, das Festland zu erreichen, sehr wetterabhängig.
Insgesamt gab es eine bunte Mischung an Leuten einschließlich Hochzeitsgästen für eine große kambodschanische Hochzeitsfeier. Manche Leute, die zu Besuch kamen, blieben auch länger in diesem kleinen Fischerdorf und arbeiteten in den Hostels oder Cafés oder gaben Yogakurse oder ehrenamtlich Englischunterricht für die kleinen Kinder in der Dorfschule.
Im Gemeindezentrum spielten die Jugendlichen Volleyball. Die Kinder im Ort liefen überall durch die Gegend und spielten mit anderen Kindern oder den jungen Leuten, die den Englischunterricht gaben. Die Hunde kamen auch zum Spielen oder um gestreichelt zu werden und machten sich teilweise direkt neben mir auf der Sonnenliege breit. Statt Geckos gab es Kröten, die mein Bad anscheinend sehr mochten. Sie konnten froh sein, dass gerade nicht die Saison war und sie nur einzeln auftraten, ansonsten wären sie nach Aussage meiner Vermieterin frittiert und verspeist worden. So gab es Reis-Porridge zum Frühstück, auch für mich.
Leider war es fast die ganze Zeit ziemlich windig, so dass ich es nur einmal gewagt habe, mit dem Kanu auf die gegenüberliegende Insel zum Schnorcheln zu fahren. Normalerweise ist das kein Problem. Dafür wurden durch den Wind aber viele schöne Muscheln direkt vor der Haustür angespült (die Großen werden überall als Aschenbecher verwendet) und es gab Wellen zum Baden.

Der Wind machte die Überfahrt zum Hauptstrand und Bootsanleger zu einem Abenteuer. Da die Insel in der Mitte nur aus Urwald besteht, kommt man nur zu Fuß durch den Dschungel oder per Boot zu den anderen Stränden und Bootsanlegern. Aufgrund des Windes wurden die ganzen Tage schon mehrere Verbindungen der Boot-Taxis abgesagt. Es kann also auch passieren, dass man dann mal etwas länger als geplant da bleiben muss. Aber mein „Taxi“ fuhr und ich konnte noch ein paar Stunden im Paradies am Strand von Saracen Bay verbringen bevor meine „Fähre“ zum Festland abfuhr. Hier gab es Hängematten zum Chillen, Traktoren und lustige Gefährte, um die Menschen zu den Unterkünften bzw. zurück zum Pier zu bringen und die typischen Einheimischen, die bei 30 Grad mit langen Sachen und Plüschmützen rumlaufen.

Die Überfahrt nach Sihanoukville mit einem Motorboot war dann glücklicherweise etwas weniger beängstigend. Das war dann mein letzter Stopp in Cambodia bevor es dann wieder zurück nach Thailand ging. Sihanoukville war wohl mal eine attraktive und gut besuchte Hafenstadt mit schönen Stränden. Nachdem chinesische Investoren sie für sich entdeckt haben und diverse Bauprojekte starteten und (wohl wegen Corona) nicht beendeten, sieht es an einigen Stellen aus wie eine Geisterstadt. Die meisten Touristen bleiben hier nur eine Nacht auf dem Weg nach oder von Koh Rong. Ich hab die Zeit für einen kleinen Bummel genutzt. Der Besuch der Märkte mit dem ganzen rohen Fleisch und Fisch ohne Kühlung und dem damit verbundenen Geruch ist manchmal herausfordernd. Vor allem auch das zum Trocknen mitten an der Straße ausliegende Fleisch ruft bei mir ein gewisses Unbehagen hervor.

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