
Die Hälfte meiner Sabbaticalzeit ist vorbei und eigentlich wollte ich bis dahin Asien schon verlassen haben. China war ursprünglich nicht in meiner Reiseplanung enthalten, aber mein alter Schulfreund Stefan ist beruflich nach China gefahren und hat mich gefragt, ob wir uns nicht dort treffen wollen. Ich hab ganz spontan ja gesagt. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn ich konnte nicht nur einen alten Freund wiedersehen, sondern auch die Gastfreundschaft seiner chinesischen Freunde und Kollegen und Kolleginnen genießen. Ich fand es toll, mal nicht alleine zu reisen, nicht viel organisieren zu müssen und in größeren Runden essen und die ganzen leckeren Dinge probieren zu können statt immer nur ein einzelnes Gericht. Außerdem habe ich natürlich auch ein paar Tipps bekommen, die mir geholfen haben, mich in China zurechtzufinden. Ich habe zum Beispiel überhaupt gar nicht erst Bargeld abgehoben. Damit wäre ich nicht weit gekommen. An Alipay führt wohl kaum ein Weg vorbei, zumindest nicht, wenn man eigenständig unterwegs ist. Es ist aber auch sehr flexibel und hat super funktioniert.
Mein Flug nach Shenzhen war ziemlich leer und führte an der Küste Taiwans entlang, wo man noch die großen 3000er aus den Wolken herausragen sehen konnte. Trotz des geringen Preises gab es sogar einen Snack und eine kostenlose Übernachtung mit Transfer für den Anschlussflug am nächsten Morgen. Aus irgendeinem Grund habe ich den verpasst, obwohl ich schon zum Sonnenaufgang aufgestanden bin. Ich wurde aber kostenlos auf den Nachmittagsflug umgebucht. Das bescherte mir einen längeren Aufenthalt dort am Flughafen und die Möglichkeit von etwas Nostalgie beim Bewundern der vielen Monchhichis (hatte ich dort wirklich nicht erwartet) und vor allem beim Verzehr eines Blizzards von Dairy Queen, meinem Lieblingseisladen während meines USA-Aufenthalts vor sehr vielen Jahren.






In Quingdao angekommen wurde ich abgeholt und direkt mit einem Didi (ähnlich wie Uber) zum Abendessen gebracht. Bereits in Taiwan wurde mir von Touristen aus Malaysia gesagt, dass Qingdao als “Bierstadt” bekannt ist. Das Gebiet war früher mal von Deutschen besetzt, die dort eine Brauerei bauten, welche anscheinend bis heute sehr viel und gutes Bier braut. Ich konnte das dann direkt bei einer Bierprobe testen. Danach konnte ich mich dann entscheiden, von welcher Sorte ich ein großes Bier möchte. Zum Glück gab es genug Essen als Grundlage, denn mit den Chinesen musste man dort ständig anstoßen. Und ins Hotel wurde ich dann auch gefahren. Aus meinem Zimmer im 35. Stock hatte ich einen super Ausblick auf die Stadt und die dahinter liegenden Berge.






Am nächsten Tag wurden wir zu einem Ausflug entlang der Küste mit leckerem authentischen Mittag (und sogar ersten Kirschen) in einem kleinen Ort und anschließender Wanderung in den Bergen im Laoshan Nationalpark eingeladen. Der Laoshan Berg ist ein berühmter Ort des Taoismus mit entsprechendem Tempel und Denkmälern, vor allem einer riesigen Statue von Laozi, dem Gründer des Taoismus. An den Hügeln und in den Bergen gibt es überall Teefelder und auch kleine Teestuben mit oder ohne eigene Teeverarbeitung. Eigentlich war noch ein Bootsausflug geplant, aber wir haben uns dann dafür entschieden, lieber länger in den Bergen zu wandern und nicht die Seilbahn zu nutzen. Wir haben uns zu Laozi und Confucius mit an den Tisch zur Diskussion gesetzt und sind die vielen Treppen zur Statue von Laozi und der darunter befindlichen Halle mit allen Göttern und den Jahrestieren raufgestiegen. Es war sehr beeindruckend, auch wenn ich mich mit diesen religiösen und philosophischen Themen nicht besonders gut auskenne. Aber vor allem die Natur und die tolle Aussicht auf das Meer waren wunderschön. Natürlich durften gutes Essen und einheimisches Bier zum Abschluss des Tages nicht fehlen.
























Am nächsten Tag gab es am Vormittag noch eine kleine Tour zu einer Insel mit einem exklusiven Didi (man kann hier unterschiedliche Qualitäten auswählen). Auf dem Weg war das Militärmuseum. Und dann ging es auch schon zum Bahnhof zum Zug nach Nanjing.








Der Bahnhof wirkte wie ein Flughafen und der Zug war mit bis zu 250 km/h auch fast so schnell wie ein Flieger. Die Aussicht konnte ich trotzdem genießen.






In Nanjing waren wir in einem super tollen Hotel untergebracht mit breiter Fensterfront und Blick auf das Flussufer und Badewanne mit Aussicht. Mal was ganz anderes als meine Unterkünfte sonst. Während es in Qingdao etwas kühler war, hatten wir hier leider wieder über 30 Grad. Nanjing ist wohl auch für sehr heiße Temperaturen bekannt. Zum Glück war es noch nicht Sommer.
Am ersten Nachmittag haben wir gemeinsam einen Ausflug entlang der Stadtmauer und zu einem dahinter liegenden See mit Park unternommen. Für Leute, die gern mit dem eigenen Auto fahren und trotzdem gern mal ein Bierchen trinken, gibt es hier einen super Service. Man kann einen Didi-Fahrer bestellen, der dann mit einem Mini-E-Fahrrad ankommt, welches dann im Kofferraum verstaut wird. Dann wird man im eigenen Auto nach Hause bzw. zum Hotel gefahren. Dort konnten wir dann noch gemütlich auf der Terrasse den Hotel-Gänsen zusehen.












Am zweiten Tag habe ich mich zunächst etwas in dem tollen Hotel erholt. Am Nachmittag habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen und etwas am Fluss entlang die Gegend erkundet. Auf der großen Brücke wurde mir dann aber doch etwas mulmig zumute, da es neben der Fahrrad- und Mopedspur nur einen kleinen Zaun als Abgrenzung zum Wasser gab und es doch sehr hoch war. In der Umgebung gibt es viele Parks als Wasserspeicher und mit Möglichkeiten zum Spazieren und Sport treiben, was anscheinend von der Bevölkerung gern genutzt wird. Ein Park hatte sogar richtige Fitnessgeräte draußen. Und dann habe ich UFOs gesehen, die sich als das Theater herausstellten. Kurz dahinter hatte ich zufällig auch das alte Olympiastadion entdeckt, bevor ich völlig verschwitzt zum Sonnenuntergang wieder zurück zum Hotel geradelt bin.














Unser nächster Stopp war Shanghai. Der Schnellzug hat uns wieder entspannt und zuverlässig mit bis zu 250 km/h ans Ziel gebracht, so dass wir den Nachmittag noch für etwas Sightseeing nutzen konnten. Praktischerweise war das Hotel sehr nah am Bund, dem alten historischen Zentrum mit vielen Banken und dem Flußufer mit Blick auf die gegenüberliegende Skyline gelegen. So konnten wir gemütlich zu Fuß durch die Gegend spazieren und uns alles anschauen mit kleinen Päuschen zur Stärkung zwischendurch. Wie sich herausstellte war das sehr gut, da es am nächsten Tag ununterbrochen geregnet hat. Außerdem musste ich von da an auch wieder allein weiterreisen.
















Sogar meine geplante Free-Walking-Tour ist ausgefallen, weil bei dem Regen anscheinend niemand außer mir Lust hatte, knapp drei Stunden durch die Gegend zu laufen. Also bin ich allein ein bisschen gebummelt und habe wie viele andere in der Einkaufsmeile Läden durchstöbert und lecker gegessen. Die Empfehlung für das Dumpling-Restaurant hab ich trotz ausgefallener Tour noch bekommen und es war wirklich sehr lecker.








Der letzte Stopp in China und Asien insgesamt war Beijing. Ich wollte unbedingt noch mein drittes Weltwunder, die chinesische Mauer sehen und bin mit einem Schnellzug mit fast 350 km/h dorthin gereist. Zunächst gab es erstmal einen Bummel an und auf der Stadtmauer einschließlich Stadttor. Von dort hatte man einen guten Blick auf den Bahnhof und die ein- und ausfahrenden Züge, weshalb die Stadtmauer nicht nur ein beliebtes Ziel für Fotoshootings, sondern auch für Fans von Zügen war. Mein Hotel macht Werbung damit, dass ein berühmter Journalist, Edgar Snow, mal hier gelebt und ein Buch geschrieben hat. Es ist ein bisschen wie in einem Museum. Wo andere Hotels eine Bibel haben, liegt hier das Buch “Red Star over China” auf Englisch und Chinesisch auf dem Nachttisch.
Zum Abendbrot habe ich mir Pekingente bestellt. Es hat nicht schlecht geschmeckt, war aber mehr Show als alles andere. Nächstes Mal gibt es wieder etwas anderes. Aber ich habe es wenigstens mal probiert.










Für den nächsten Tag hatte ich im Internet Tickets für die verbotene Stadt bestellt. Die waren immer sehr schnell ausverkauft. Das entsprach auch dem Andrang vor Ort. Allerdings waren statt der von mir erwarteten vielen Gruppen mit westlichen Touris vor allem viele Gruppen mit Schulkindern da. Zunächst war es aber erstmal eine Herausforderung, den Eingang zu finden und die Kasse, an der ich mein Ticket noch bezahlen musste. Mehrere Polizeikontrollen und Absperrungen machten es nicht einfacher, aber ich bin einfach den verkleideten Menschen gefolgt. Letztendlich habe ich die Kasse und den Eingang gefunden und auch die Sicherheitskontrolle am Eingang erfolgreich gemeistert. Sogar die Ausgabe für die Audioguides habe ich gefunden. Nur die Orientierung in diesem großen Gebiet und Menschengewimmel war etwas schwierig. Da hat auch der Verweis des Audioguides auf den Plan auf der Rückseite nicht geholfen. Bei ca. 10×15 cm für den Gesamtplan, konnte nicht einmal mein Handy mehr die Schrift richtig erkennen. Aber irgendwann hat man dann auch genug von all den Palästen, auch wenn man noch nicht unbedingt alles gesehen hat.








In der Hoffnung, die chinesische Mauer bei Dunkelheit sehen zu können, hatte ich eine Tour nach Badaling gebucht. Treffpunkt war am Lao She Teahouse. Die Reiseleiterin sprach leider gar kein Englisch und hat sich auch nicht weiter um mich gekümmert. Aber zum Glück hatte ich ein paar Leute gefunden, die mir wenigstens sagen konnten, wann und wo wir uns wieder treffen. In Badaling ging es mit der Seilbahn hoch und dann zu Fuß auf der Mauer wieder runter. Die Treppenstufen waren alle unterschiedlich und teilweise war es extrem steil, aber die Aussicht hat sich auf jeden Fall gelohnt. Unten angekommen gab es noch ein “Kulturprogramm” und im Hotel einen kostenlosen Gute-Nacht-Imbiss.












Ich wusste gar nicht, dass man von der chinesischen Mauer sogar runter rutschen kann (zumindest von dem Berg davor). An meinem letzten Tag habe ich das im Mutianyu-Gebiet einmal ausprobiert – hoch mit der Seilbahn, runter mit dem Tobboga (Rodelschlitten) und dazwischen natürlich noch etwas auf der Mauer langspazieren. Vielleicht sollte man das nicht unbedingt an einem Montag machen, wenn ein Großteil der anderen wichtigen Sehenswürdigkeiten und Museen geschlossen sind. Von den vielen Menschen und Anstehen einmal abgesehen, war es aber sehr schön.








Der zweite Teil der Tour war dem Sommerpalast gewidmet. D.h., eigentlich einem riesigen Grundstück mit See und Brücken und Parkanlagen und ein paar Häuschen für die feinen Herrschaften.












Irgendwie scheinen alle Touren am Vogelnest, dem alten Olympiastadium zu enden. Besonders nachts ist es sehr beeindruckend, aber am Vortag war ich zu müde, um es mir näher anzuschauen. Nun hatte ich nochmals die Chance, den Olympiapark noch im Hellen zu besichtigen. Interessant war auch, dass die Einheimischen den Park für Sport und Spiele und vor allem Karaoke nutzen. Wahrscheinlich ist es das, was auf jeden Fall von China als Erinnerung bleiben soll.







