In

Als ich in Taiwan angekommen bin, hatte ich zunächst den Eindruck, Taiwan ist eine Mischung aus allen Ländern, wo ich bisher war. Hitze und Mopeds wie in Thailand und Essen aus allen Regionen und zusätzlich noch viel Chinesisch (hot pot). Es gab nicht so viele westlich aussehende Menschen dort, aber Taiwan ist wohl ein beliebtes Reiseziel für viele Leute aus Asien. Die Verständigung war manchmal nicht so einfach, aber man konnte online gut alle Informationen erhalten, auch zu Bussen und Bahnen, und mit der Easy-Card und Übersetzungsprogrammen und freundlichen Menschen bin ich gut zurecht gekommen. Taiwan hat Meer und Strand und viele Berge über 3000m, heiße Quellen, Vulkane, einige Nationalparks, Jungle, leckeres Essen und ganz viel Landwirtschaft. Ich bin von Korea aus nach Kaohsiung geflogen und hab nicht, wie die Meisten in Taipéi angefangen. Ich wollte möglichst schnell in die Natur nach all den Städten, aber ein paar Sehenswürdigkeiten, wie die Tempel um den Lotuspond und das Hafenviertel mit Streetart, Kunst und altem Güterbahnhof, habe ich natürlich doch noch mitgenommen vorher.

In Taiwan gibt es eigentlich nur eine Verbindung immer an der Küste lang um die Insel rum und man muss sich für eine Richtung entscheiden. Ein paar Ausnahmen bilden überwiegend touristische Buslinien, die auch durch die Berge führen und Nationalparks verbinden. Es gibt einige wenige Blogs, an denen man sich beim Reisen durch Taiwan orientieren kann. Viele Touris trifft man dann dadurch auch mehrmals. Ich hatte mich erstmal für den Süden und das Meer entschieden und bin zum Kenting Nationalpark. Meine Unterkunft war direkt an der Straße, wo es jeden Abend einen Street-Market gab, und nicht weit vom Strand entfernt. Leider konnte man dort – anscheinend wegen der starken Strömung – nicht baden. Das ging nur an anderen Stränden in der Nähe, aber da war es dann auch wesentlich touristischer mit Wassersport und Quads. Von einem Strand konnte man direkt auf ein Atomkraftwerk gucken und das Kühlwasser ging direkt neben dem Strand am Surfplatz ins Meer. Das war irgendwie nicht der Ort, wo ich mich wohlgefühlt habe. Im Nationalpark dort soll man auch gut wandern können, aber ich fand es dafür zu heiß. Dafür konnte man super einfach ein Fahrrad mieten und ich habe damit dann ein bisschen die Gegend erkundet. Die Friedhöfe sehen hier sehr interessant aus und am Strand kann man an einigen Stellen sehr viele Korallen finden.

Auf dem Night-Market konnte man natürlich viele verschiedene Leckereien probieren. Gegrillter Mais war sehr beliebt, stinky Tofu, alle möglichen frittierten Fleisch- und Meeresfrüchte, diverse (Bubble)Tees und Süßkartoffelbällchen in verschiedenen Farben. Im Gegensatz zu mancher Erwartung werden Hunde hier nicht als Mahlzeit gesehen, sondern in diversen Wägelchen durch die Gegend geschoben.

Von Kenting aus ging es wieder ein Stück zurück Richtung Norden an der Westküste entlang nach Tainan. Es ist die älteste Stadt und ehemalige Hauptstadt von Taiwan und angeblich kulturelles Herz. Dementsprechend ist Tainan unter anderem auch bekannt für seine alten schmalen Gassen. Diese sind abends mit diversen Papierlaternen beleuchtet. Man kann zudem ein altes Kaufhaus bewundern mit einem Schrein auf dem Dach und findet das ein oder andere Kunstwerk auf den Straßen und Ampeln mit lustigen wechselnden Bildchen zur Unterhaltung. Auf besondere Gullydeckel scheint man hier auch viel Wert zu legen. Ich hatte nur einen kurzen Aufenthalt in Tainan, den ich für einen Stadtbummel und einen kleinen Workshop im Hostel (Schlüsselanhänger basteln) genutzt habe. Und ich habe hier zufällig das erste Mal das shaved ice mit Bohnen und diversem Gelee als Spezialität probiert.

Mein nächstes Ziel war der Alishan Nationalpark im Landesinneren in den Bergen. Besonders berühmt ist hier der Sonnenaufgang und das Meer aus Wolken, was man unter bestimmten Bedingungen öfter im Tal zwischen den Bergen von über 3000m beobachten kann. Letzteres ist mir leider nicht vergönnt gewesen, aber der Sonnenaufgang war trotzdem toll, auch wenn man von sehr vielen anderen Touristen umgeben war. Ansonsten kann man riesige alte heilige Bäume bewundern und trifft ggf. auch indigene Menschen, die dort leben. Besonders beeindruckend fand ich die großen alten Baumwurzeln mit teilweise bizarren Formen. Wenn man sich besser auskennt und chinesisch spricht, findet man vielleicht auch bessere Aussichtspunkte und Wanderrouten, aber ich habe mich sicherheitshalber an die ausgezeichneten Wege gehalten, die alle sehr gut ausgebaut, leicht zugänglich und erstaunlich kurz waren. Ich hatte die Erwartung gehabt, dass das Gebiet etwas größer ist, aber so konnte man eigentlich an einem Tag alles ablaufen (es gab natürlich auch Busse für diejenigen, die nicht so gut zu Fuß waren).

Somit habe ich mich auch gar nicht viel länger dort aufgehalten und mich auf den Weg zum Sun-Moon-Lake gemacht, der ebenfalls im Landesinneren in den Bergen liegt. Es gibt einmal am Tag einen speziellen Tourismusbus, der beide Gebiete verbindet. Die Fahrt durch die Berge ist ein Abenteuer für sich mit wundervollen Aussichten. Am Sun-Moon-Lake habe ich mich etwas länger aufgehalten, was zum einen an der schönen Unterkunft lag, aber auch der Tatsache geschuldet war, dass es einen Tag lang durchgeregnet hat. Den Tag hab ich dann genutzt, um ein paar Dinge zu organisieren, den Blog weiter zu schreiben und mit einer der Katzen zu kuscheln. Leider war der Wanderweg in der Nähe wegen Reparaturarbeiten gesperrt, aber ein Stück konnte man laufen zu den Teeplantagen und einem Tee-Forschungsinstitut. Und es gab abends Glühwürmchen. Als wieder schönes Wetter war, hab ich mir ein Rad gemietet und den See einmal umrundet. Ich hab die Strecke etwas unterschätzt und nicht mit so großen Anstiegen und auch streckenweise Treppenstufen gerechnet. Ich hätte mir definitiv ein besseres Fahrrad leihen sollen. Aber es war trotzdem sehr sehr schön. Einen kleinen Gewitterschauer konnte ich mit einem netten Gespräch mit zwei Frauen aus Bulgarien überbrücken. Sie hatten auch an der gleichen Stelle mit ebenso schlechten Fahrrädern aber aus der entgegengesetzten Richtung kommend Unterschlupf gesucht. Da ich sie bereits zufällig zum dritten oder vierten Mal getroffen hatte, sind wir schnell ins Gespräch gekommen.. Auch die Gegend um den See herum wird noch von indigenen Gruppen bewohnt, auf die auch hingewiesen wird und die verschiedene Dinge verkaufen. Ich habe aber auf dieses touristische Highlight verzichtet. Zum Mittag gab es als Stärkung an einer der Anlegestellen Tee-Eier, d.h. Eier, die in Tee gekocht werden und dadurch einen speziellen Geschmack erhalten. Angeblich waren die Tee-Eier dort sehr berühmt und tatsächlich haben fast alle welche gekauft und gegessen. Tempel gab es natürlich auch anzuschauen und neun übereinander gestapelte Frösche, die den Wasserstand anzeigen, aber vor allem wunderschöne Aussichten auf den türkisblauen See. Leider darf man dort nirgendwo baden. Den Grund dafür konnte ich nicht rausfinden, zumal man Paddeln darf und SUP verliehen werden. Auf dem Rückweg habe ich im Ort ein tolles Restaurant gefunden, wo ich meine Energiereserven mit diversen Leckereien, u.a. shaved ice mit Mango und Bubble Tea, wieder auffüllen konnte. Die Lotusblüten fand ich auch sehr lecker.

Vom Sun-Moon-Lake musste ich erstmal wieder Richtung Küste, um nach Taipéi zu kommen. In Taichung habe ich einen Zwischenstopp eingelegt, um das Rainbow-Village und das Nationaltheater (aufgrund seiner Architektur) zu besichtigen. Beides war letztendlich nicht so besonders beeindruckend, aber wenn man schon einmal dort ist… Das Rainbow-Village ist eigentlich mit ein Haus zwischen lauter neueren Häusern und Hochhäusern. Der Besitzer hat damals angefangen, die Wände zu bemalen in der Hoffnung, dass das vor dem Abriß schützt. Der Zweck ist wohl erfüllt. Aber der alte Besitzer ist vor einigen Jahren gestorben und viele der originalen Bilder wurden bereits übermalt, nachdem sie in einem Akt des Vandalismus zerstört wurden. Die Tourismusbusse halten trotzdem noch dort. Ansonsten fand ich die Stadt nicht besonders hübsch. Es gab aber noch eine Empfehlung für einen Eisladen, der ich natürlich nicht wieder stehen konnte. Die Auswahl der Sorten hat mich allerdings überfordert und dann musste man auch noch auswählen, welche Kekse oder andere Toppings man dazu haben möchte. Gegenüber von meiner Unterkunft war direkt ein 7/11-Supermarkt mit Sitzgelegenheiten, wo ich dann endlich mal diese komischen verschiedenen Essenssachen probiert habe, die ich schon so oft gesehen hatte. Überwiegend ist es Tofu oder Fischkuchen, alles mit einer gewöhnungsbedürftigen Konsistenz.

Eigentlich war mein ursprünglicher Plan, dann nach Taipéi zu fahren und von dort Tagesausflüge zu machen. Für den Taroko Nationalpark wollte ich mir dann aber doch etwas mehr Zeit nehmen, so dass ich von Taichung aus über Taipéi direkt mit einem durchgehenden Zug auf die Ostseite nach Hualien gefahren bin. Die Wanderwege im Nationalpark sind zwar noch überwiegend gesperrt, weil das starke Erdbeben im Frühjahr 2024 so viele Schäden angerichtet hat, aber einige Straßen sind zumindest in bestimmten Zeitfenstern geöffnet und ich hatte gelesen, dass es auch bereits wieder erste Touren gibt. Diese waren zwar nicht ganz billig, aber in dem Moment die einzige Möglichkeit, diese tolle Landschaft zu sehen. Und ich denke, es hat sich gelohnt. Auf dem Weg lag noch ein Tempel, der auch besichtigt werden wollte. Ein weiterer Tempel musste erstiegen werden. Die Tour endete an der Pazifikküste. Die Steine hatten hier tolle Muster. Die anschließende Zugfahrt nach Taipéi bot eine tolle Aussicht und diesmal hatte ich mir auch eine der berühmten (bereits in Japan) Bento-Boxen geholt, die speziell für die Zugfahrten günstig am Bahnhof verkauft werden.

In Taipéi habe ich dann die schon fast obligatorische Free Walking Tour gemacht, um nochmal ein bisschen über die Geschichte und Kultur zu erfahren. Im Tempel wurde noch einmal erklärt, dass das durch die vielen Götter wie ein Gemischtwarenladen für alle Wünsche ist. Man kann alles bekommen (bzw. sich wünschen). Für gute Examensergebnisse betet man z.B. zum Gott der Bildung und bringt spezielle Opfergaben oder eine Spende. Mit den Halbmonden aus Holz kann man über ja/nein-Fragen mit den Göttern kommunizieren. Je nachdem wie die Monde fallen, lautet die Antwort ja oder nein oder unentschlossen. Wichtig ist aber, dass man vorher in Gedanken seinen Namen und die Adresse sagt, damit der Gott einen auch zuordnen kann. Ich finde, so langsam könnten die auch mal zu Gesichtserkennung übergehen, zumal sie ja niemanden wegen Datenschutz fragen müssen ;-). Weitere Stationen waren der Friedenspark, der Präsidentenpalast, das Nationaltheater und eine riesige Gedenkhalle für den ehemaligen Führer (Chiang Kai-Shek Memorial Hall).

Ein Tagesausflug ging in die Umgebung von Taipéi nach Beitou und Yangmingshan, um heiße Quellen und einen Naturpark mit Wasserfällen anzusehen und ein bisschen zu wandern.

Weitere sehr beliebte Ausflugsziele, die ich mir im Rahmen einer Tour angeschaut habe, waren Shifen und Jiufen. Shifen ist ein Ort mit Wasserfall und einer Straße mit Bahnstrecke, wo man Laternen mit seinen Wünschen steigen lassen kann. Hier gab es auch die Sommerrollen mit Eis mit und ohne Koriander. Jiufen ist ein kleiner Ort in den Bergen mit Blick aufs Meer, der sehr touristisch ausgebaut wurde. Früher wurde hier Bergbau betrieben und Gold gefunden, was dann einige Menschen angezogen hat. Heute zieht man hier durch kleine Gassen voll mit Restaurants, Cafés, Teehäuschen und kleinen Läden oder schaut sich etwas abseits den Sonnenuntergang an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor

raeubermom@web.de

Verwandte Beiträge

In

Philippinen

Auf der Suche nach einem Ort, wo ich mal eine Weile bleiben und eine Pause vom Reisen und Sightseeing machen kann, bin...

Alles lesen
In

China

Die Hälfte meiner Sabbaticalzeit ist vorbei und eigentlich wollte ich bis dahin Asien schon verlassen haben. China war ursprünglich nicht in meiner...

Alles lesen
In

Südkorea

Meine Entscheidung nach Südkorea zu fahren war relativ spontan und unvorbereitet. Von Osaka gab es eine Fähre nach Busan. Das fand ich...

Alles lesen
In

Japan – Osaka und Beppu

Osaka als Stadt hatte nicht so viele interessante Punkte für mich. Allerdings hatte ich geplant, von dort mit der Fähre nach Busan...

Alles lesen
In

Japan – Kyoto

Ab Kyoto bin ich wieder allein gereist. Kyoto zur Zeit der Kirschblüte ist der absolute Touri-Magnet. Aber ich wollte mir das natürlich...

Alles lesen
In

Japan – Aichi und Nara

Von Tokyo aus ging es mit dem Shinkansen in die Präfektur Aichi in eine kleine Stadt in der Nähe von Nagoya zu...

Alles lesen